Was ist Kameralistik?
Die Kameralistik ist ein traditionelles System der Buchführung und Haushaltsplanung, das hauptsächlich im öffentlichen Sektor Anwendung findet. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort "camera" ab, was "Kammer" bedeutet und auf die fürstliche Schatzkammer zurückgeht. Die Kameralistik dient der Erfassung und Kontrolle von Einnahmen und Ausgaben in öffentlichen Haushalten und unterscheidet sich grundlegend von der in der Privatwirtschaft üblichen doppelten Buchführung.
Historische Entwicklung
Die Wurzeln der Kameralistik reichen bis ins späte Mittelalter zurück. Sie entwickelte sich aus dem Bedürfnis der Fürsten und Landesherren, ihre Finanzen besser zu überwachen und zu steuern. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Kameralistik weiter verfeinert und etablierte sich als Standard für die Verwaltung öffentlicher Finanzen in vielen europäischen Ländern.
Im Laufe der Zeit wurde das System an die sich ändernden Anforderungen der öffentlichen Verwaltung angepasst. Trotz zahlreicher Reformen und Modernisierungsversuche blieb die Grundstruktur der Kameralistik bis ins 21. Jahrhundert in vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung erhalten.
Grundprinzipien der Kameralistik
Die Kameralistik basiert auf einigen wesentlichen Prinzipien:
- Einnahmen-Ausgaben-Rechnung: Im Gegensatz zur doppelten Buchführung konzentriert sich die Kameralistik auf die Erfassung von Geldflüssen. Sie registriert, wann Geld eingenommen oder ausgegeben wird, ohne Berücksichtigung von Forderungen oder Verbindlichkeiten.
- Jährlichkeitsprinzip: Der Haushaltsplan wird für ein Jahr aufgestellt und die Buchführung erfolgt streng nach diesem Zeitraum. Überschüsse oder Defizite werden in das nächste Haushaltsjahr übertragen.
- Vollständigkeit: Alle Einnahmen und Ausgaben müssen vollständig erfasst werden, um eine umfassende Übersicht über die finanzielle Situation zu gewährleisten.
- Bruttodarstellung: Einnahmen und Ausgaben werden grundsätzlich getrennt und in voller Höhe ausgewiesen, ohne Verrechnung oder Saldierung.
Struktur eines kameralistischen Haushalts
Ein kameralistischer Haushalt gliedert sich typischerweise in verschiedene Abschnitte:
- Einzelpläne: Diese repräsentieren die verschiedenen Verwaltungsbereiche oder Ministerien.
- Kapitel: Innerhalb der Einzelpläne werden Kapitel für spezifische Aufgabenbereiche gebildet.
- Titel: Die kleinste Einheit im kameralistischen System, die konkrete Einnahmen oder Ausgaben darstellt.
Jeder Titel enthält Informationen über die Art der Einnahme oder Ausgabe, den veranschlagten Betrag (Soll) und den tatsächlich realisierten Betrag (Ist).
Vor- und Nachteile der Kameralistik
Die Kameralistik bietet einige Vorteile für die öffentliche Verwaltung:
- Einfache Handhabung und Verständlichkeit
- Klare Darstellung von Einnahmen und Ausgaben
- Gute Eignung für die parlamentarische Kontrolle
Allerdings gibt es auch Kritikpunkte:
- Mangelnde Berücksichtigung des Ressourcenverbrauchs
- Fehlende Darstellung des Vermögens und der Schulden
- Schwierigkeiten bei der Ermittlung der tatsächlichen Kosten von Verwaltungsleistungen
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